EUROPÄISCHE UNION | Welche Auswirkungen ein Ausstieg Großbritanniens nach Ansicht von Vontobel vermutlich hätte.
Was wäre, wenn Großbritannien aus der Europäischen Union ausscheiden würde? Dieser Frage ist der schweizerische Vermögensverwalter Vontobel Asset Management einmal nachgegangen. Zwar deuteten derzeit noch die meisten Meinungsumfragen und Quoten der Buchmacher auf einen Verbleib des Landes in der EU hin. Doch der Anteil der Unentschlossenen sei noch hoch. Eine der Konsequenzen eines Austritts sei eine deutliche Verlangsamung des Wachstums des britischen Bruttoinlandsprodukts, so Vontobel AM. Schließlich würde das Land derzeit mehr als 40 Prozent seiner Güter in die EU exportieren. Nach einem Brexit würden daher die Verhandlungen über einen ungehinderten Zugang des Landes zum gemeinsamen europäischen Markt zu einem Schlüsselthema. Ziehe man die Abkommen der EU mit der Schweiz und mit Norwegen zum Vergleich heran, werde Großbritannien einen mehr oder weniger vollständigen Marktzugang nur um den Preis eines substanziellen Beitrags zum EU-Haushalt und der Freizügigkeit der Menschen erhalten – eben jene Punkte, die derzeit von den EU-Skeptikern in Großbritannien angegriffen würden. Daher erwartet Vontobel AM langwierige Verhandlungen, die zu ökonomischen und politischen Unsicherheiten führen dürften. Das Ergebnis könnte, grob geschätzt, eine Halbierung des derzeit noch auf zwei Prozent prognostizierten BIP-Wachstums für 2017 sein.
Mit Blick auf die Währungsseite erwartet der schweizerische Vermögensverwalter für den Fall eines Brexit die Abwertung des Pfund Sterling um zehn Prozent zum Euro und um 15 bis 20 Prozent zum Dollar. Auch Aktien würden aufgrund steigender Risikoprämien, geringeren Wachstums und womöglich steigender Leitzinsen wahrscheinlich unter dem Austritt leiden, wenngleich exportorientierte Titel von der schwächeren Währung gestützt werden könnten. Im Gegensatz dazu sei es sehr wahrscheinlich, dass sich nach einem anfänglichen Ausverkauf britische Staatsanleihen besser als Aktien entwickeln würden.

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Foto: red
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