Schlechte Zeiten für Dividendenjäger

HANKES MEINUNG

16.03.2020 | KOMMENTAR | Was Aktionäre beachten sollten und warum die Coronakrise auch für Dividenden-Investoren problematisch ist.

Warren Buffetts Team (Foto: Berkshire Hathaway Inc.)

Die alljährliche Hauptversammlung der Investmentholding Berkshire Hathaway von Warren Buffett gilt als das „Woodstock des Kapitalismus“. Jedes Jahr kommen 40.000 oder mehr Aktionäre und Fans nach Omaha, Nebraska, um Warren Buffett und Charlie Munger live und die Show rund um die Börsenstars zu erleben. Doch das Coronavirus macht ihnen nun ein Strich durch die Rechnung. Buffett hat schweren Herzens entschieden, seine Ausführungen am 2. Mai ohne Publikum lediglich von Yahoo streamen zu lassen. „Seit vielen Jahrzehnten ist das Jahrestreffen ein Höhepunkt des Jahres für mich und meinen Partner Charlie Munger“, schreibt Buffett, der die Entscheidung sehr bedauert. Doch: Aktionäre müssen dieses Jahr zu Hause bleiben.

Was bei Berkshire Hathaway – jenseits stornierter Flugtickets und Hotelbuchungen –für Anleger erst einmal keine direkten Folgen nach sich zieht, ist bei anderen Unternehmen für Dividendenjäger gravierend. Denn in der Regel schüttet ein Unternehmen die Dividende, also den Teil des Gewinnes, der nicht im Unternehmen bleibt, sondern den die Anteilseigner erhalten, einen Tag nach der Hauptversammlung aus. Die Hauptversammlung der Aktionäre muss die Dividende, dessen Höhe der Vorstand vorschlägt, absegnen. Nun schüttet Buffetts Beteiligungsgesellschaft gar keine Dividende aus, weil der Börsenstar den Gewinn lieber reinvestiert.

Ganz anders ist das etwa bei Daimler. Der deutsche Autobauer verschiebt seine Hauptversammlung „nach Abwägung aller Gesichtspunkte insbesondere der Gesundheit aller Teilnehmer und der Anordnung des zuständigen Gesundheitsamtes“. Sie sollte ursprünglich am 1. April stattfinden. Der Termin soll „zu Beginn des Monats Juli“ nachgeholt werden. Solange müssen Daimler-Aktionäre auch auf ihre Dividende warten. Daimler wird nicht das einzige Unternehmen bleiben, welches seine Hauptversammlung wegen des Coronavirus verschieben muss.

Dazu kommen Unternehmen wie die Deutsche Lufthansa, die ihre Dividende wegen der Coronakrise gleich ganz streichen. Die Dividende ist nun mal nicht in Stein gemeißelt – und eben kein Ersatz für den verschwundenen Zins. Auch wenn die US-Notenbank Fed nun mit einem Leitzins von 0 bis 0,25 Prozent ebenfalls da angekommen ist, wo die EZB sich schon seit ziemlich genau vier Jahren befindet: Im Nullzinsumfeld.

Wer sich (allein) an der Dividendenrendite orientiert, wird vermutlich auch enttäuscht werden. Die Dividende je Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs ist nämlich bei allen Aktien enorm angestiegen. Aber eben nicht, weil es mehr Dividende gibt, sondern lediglich, weil die Aktienkurse eingebrochen sind. Und die Dividende kann ja nun einmal auch gekürzt oder gar gestrichen werden. Also Vorsicht! Anleger konzentrieren sich lieber auf die Entwicklung des Gewinns, als auf die mögliche Ausschüttung eines Teils davon. Mehr dazu lesen Sie regelmäßig in meinem Börsenbrief: https://boersianer.info/

Ihr Ulrich W. Hanke

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