PRESSEMITTEILUNG | GAM Insights: Sieben ungewöhnliche Marktindikatoren.

06.01.2016 | Anleger richten sich in der Regel an Entscheidungen von Zentralbanken oder an der Publikation von Zahlen zum Wirtschaftswachstum aus. Aber erfolgreiches Investieren setzt voraus, bereits vor solchen Ereignissen zu antizipieren, wohin die Welt sich dreht. Wie kann man das tun?

Im Folgenden beschreiben GAM-Anlageexperten ausgewählte Marktindikatoren, die nicht offensichtlich, aber dafür umso hilfreicher sind.

1. ‘Owners’ Equivalent Rent’-Index (USA)
Larry Hatheway, Leiter Multi-Asset Portfolio Solutions und Chefökonom

Die Kennzahl zur kalkulatorischen Miete für selbstgenutztes Wohneigentum (Owners’ Equivalent Rent) ist in den USA eine Komponente des Verbraucherpreisindex (CPI). Sie misst, was Hauseigentümer für ihr Haus zahlen müssten, falls sie es mieten würden. Allein diese Kennzahl macht 24 Prozent des gesamten Verbraucherpreisindex und über 30 Prozent des Kernindex aus. Dieser berücksichtigt weder Lebensmittel- noch Energiepreise und ist eine der bevorzugten Kennzahlen der US-Notenbank. Der ‚Owners’ Equivalent Rent‘-Index bietet damit eine entscheidende Voraussetzung für das Verständnis der geldpolitischen Dynamik in den USA und ist – zusammen mit Löhnen und Gesundheitsausgaben – einer der wichtigsten Indikatoren für einen Anstieg der Inflation.

2. ‘CRB Rind’-Index
Gianmarco Mondani, Fondsmanager, europäische Long/Short- Aktienstrategien

Der Commodity Research Bureau Raw Materials Index (CRB Rind) ist eine Richtschnur für die Preisbewegung von 22 Rohstoffen, deren Märkte in der Regel als Erste von konjunkturellen Veränderungen beeinflusst werden. Damit dient der Index als Frühindikator für bevorstehende Veränderungen der Geschäftsaktivität. Wenn Unternehmen keine Rohstoffe wie Kautschuk, Talg oder Kakao kaufen, deutet dies eindeutig auf eine Konjunkturabkühlung hin. In letzter Zeit ist der Index stark eingebrochen – das bedeutet nichts Gutes für das zukünftige Wachstum der Weltwirtschaft.

3. Wachstum des Welthandels
Oliver Maslowski, Fondsmanager, deutsche Aktien

Es lohnt sich, das Wachstum des Welthandels im Auge zu behalten, insbesondere im Vergleich zum weltweiten Wirtschaftswachstum. Wächst der Welthandel weniger stark als das BIP, so ist dies ein Warnsignal, das auf Protektionismus, mangelnde Liberalisierung, abnehmende Wachstumsdynamik der Schwellenmärkte und eine anhaltende Wachstumskrise in Europa hindeutet. Das Wachstum des Welthandels ist nicht zuletzt auch ein guter Indikator für die Entwicklung der deutschen Exporte.

4. Zahl der Selbstständigen
Jeremy Smouha, Atlanticomnium SA, nachrangige Unternehmensanleihen

Viele Anleger beurteilen die wirtschaftliche Lage anhand von Beschäftigungszahlen. Aber diese Zahlen können manchmal irreführend sein. Wir bevorzugen es, die Differenz zwischen den Veränderungen der Zahl der Selbstständigen und der Angestellten zu beobachten. Steigt die Zahl der Angestellten schneller als diejenige der Selbstständigen, so ist dies unserer Meinung nach ein besserer Indikator für einen bevorstehenden Konjunkturaufschwung.

5. Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreisen
John Lambert, Fondsmanager, globale und UK-Aktien

Silber ist ein Industriemetall, Gold gilt dagegen als Absicherungsmittel für mögliche negative Ereignisse und als sicherer Hafen. In Zeiten schwieriger Kreditbedingungen und abflauender Konjunktur zieht der Goldpreis in der Regel stark an. Silber entwickelt sich dagegen bei einer Reflation und bei einem Konjunkturaufschwung überdurchschnittlich positiv. Das Verhältnis von Gold zu Silber hat in der Vergangenheit sehr aufschlussreiche Hinweise auf Wendepunkte im jeweiligen Konjunkturzyklus gegeben. Man sagt, dass sich an diesem Verhältnis absehbare Richtungswechsel der Geldpolitik sechs Monate im Voraus ablesen lassen würden. Derzeit ist der seit rund fünf Jahren herrschende Trend nach wie vor intakt, wobei Gold die Oberhand hat. Sollte sich dies ändern und noch durch andere ähnliche Indikatoren untermauert werden, dann sind Anleger gut beraten, darauf Acht zu geben.

6. Kredite für Wertpapierkäufe in China
Michael Lai, Fondsmanager, chinesische Aktien

Am Gesamtniveau der Kredite für Wertpapierkäufe, dem so genannten Margin Financing, lässt sich gut ablesen, wie spekulativ der chinesische Aktienmarkt ist. Der Wert erreichte im Juni einen Höchststand von 2,2 Bio. Yuan oder 10 Prozent des Streubesitzes des chinesischen Aktienmarkts. Im Vergleich zu normalen Industriestaaten wie den USA ist dies ein hoher Wert. Dort beträgt der entsprechende Wert weniger als 2 Prozent. Unserer Einschätzung nach würde in China ein Niveau von über 1,5 Bio. Yuan oder 7 Prozent wieder auf problematische und überhöhte Bewertungen hindeuten.

7. Lagerbestände von Verbrauchsgütern
Tim Haywood, Fondsmanager, Leiter Fixed Income

Derzeit wird weitaus mehr Öl und Getreide produziert als effektiv verbraucht. Die Lagerbestände vieler Rohstoffe – gemessen in Tonnen, Fässern, Frachtkähnen und Scheunen – sind ungewöhnlich hoch. Vor den Häfen von Galveston, China und Südostasien, liegen deutlich mehr Tankschiffe als normal. Da zudem die Terminpreise die Spotpreise übersteigen, lohnt sich die Lagerung dieser Rohstoffe noch mehr. Die Rekord-Getreideernte auf der Nordhalbkugel wird laut US-amerikanischen, britischen und europäischen Quellen eingelagert und nicht verarbeitet. Insgesamt dürften diese hohen Lagerbestände an Verbrauchsgütern einen starken Anstieg der Gesamtinflation verhindern, da nicht mit Lebensmittel- und Energieknappheit oder massiven Preissteigerungen zu rechnen ist. Bleibt die Inflation aus, so dürften Zentralbanken die Zinsen nicht signifikant anheben und Konsumenten echte Einsparungen erzielen.



Jetzt gratis abonnieren!


Für die Pressemitteilungen sind die jeweiligen Firmen verantwortlich. Es findet keine redaktionelle Bearbeitung unsererseits statt. Alle Angaben ohne Gewähr.