Interview mit Prof. Max Otte



INTERVIEW | Börsenstratege Ulrich W. Hanke sprach mit Prof. Max Otte, der als Crashprophet bekannt wurde, über den Dax und seine Anlagestrategie, die der von Warren Buffett ähnelt. Konkrete Aktienempfehlungen konnte Otte aus compliance-rechtlichen Gründen leider nicht nennen, sagt er, auch zu den größten Positionen in seinem Fonds wollte er sich nicht äußern. Dennoch können Anleger einiges aus Ottes Antworten lernen…

Max-Otte-Interview-Fonds

CRASHPROPHET PROF. MAX OTTE
Max Otte (50) ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Worms und Leiter des 2003 von ihm gegründeten Instituts für Vermögensentwicklung (IFVE) sowie unabhängiger Fondsmanager. Seine 2006 erfolgte Voraussage einer Finanzkrise machte ihn mit Eintreffen der Finanzkrise ab 2007 zum begehrten Fernsehgast.

Herr Otte, die Aktienmärkte, insbesondere der Dax, scheinen im freien Fall oder zumindest im Zick-Zack-Kurs. Ist jetzt eine gute Zeit ein- oder lieber auszusteigen?
Wenn Aktien fallen, werden sie billiger. Das sind eigentlich immer Gelegenheiten, genauer hinzuschauen, ob sich der Einstieg lohnt.

Also einsteigen. Sie sind ein Value-Investor, ein Anleger, der seine Entscheidung für oder gegen eine Aktie auf mikroökonomischer Ebene − Stichwort Bottum-up − anhand fundamentaler Analysten trifft. Müsste Ihnen der Gesamtmarkt nicht eigentlich völlig egal sein?
Der Gesamtmarkt ist mir weitgehend egal. Aber wenn der Gesamtmarkt fällt gibt es oft auch gute Gelegenheiten bei einzelnen Aktien.

Sie orientieren sich unter anderem am durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis der vergangenen zehn Jahre, dem Shiller-KGV. Warum?
Das machen wir bei Unternehmen oder Branchen, die nicht besonders stark wachsen. Hier geht es um eine Normalisierung der Gewinne. Zykliker haben manchmal hohe, manchmal niedrigere Gewinne. Wenn man sich am normalen Gewinniveau orientiert, kann man auch einen normalen Wert der Aktie bewerten. Unternehmen mit Wachstum bewerten wir anders. Das ist übrigens kein
Widerspruch zu Value, wie schon Warren Buffett sagt.

Wie beurteilen Sie Kennzahlen wie unsere Lieblinge Kurs-Umsatz-, Kurs-Buchwert- sowie Kurs-Cashflow-Verhältnis und achten Sie auch auf Insidertransaktionen von Vorständen und Aufsichtsräten?
Das sind alles wichtige Faktoren, die in die Betrachtung einfließen. Bei Insidertransaktionen interessieren uns vor allem die Käufe, da Verkäufe viele Gründe haben können, Käufe aber nur einen: der Insider sieht die Aktie als attraktiv an.

Inwieweit unterscheidet sich Ihre Vorgehensweise, die Sie Königsanalyse oder Königsweg nennen, von denen von Benjamin Graham oder von Warren Buffett?
Die Königsanalyse ist nur ein Instrument. Mit diesem Instrument können wir sowohl den Buffett- als auch den Graham-Stil anwenden. Wir tendieren aber mehr zu Buffett.

Welche konkreten Titel halten Sie aktuell für attraktiv und warum?
Ich würde vor allem auf Aktien mit sicheren Geschäftsmodellen und intaktem Wachstum setzen, da die nächste Börsenphase heikel werden kann.

Sie haben bereits selber einige Bücher geschrieben, sind aber auch immer wieder als Herausgeber aktiv. Warum und welches ist eigentlich Ihr Lieblingsbuch?
Ich lese breit. Guns, Germs and Steel von Jared Diamond ist klasse. Als Klassiker kann ich auch den Untergang des Abendlandes von Oswald Spengler empfehlen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Prof-Max-Otte-Interview Der Max Otte Vermögensbildungsfonds AMI P (ISIN: DE000A1J3AM3) startete am 1. Juli 2013. Die größten Positionen des Mischfonds mit einem Volumen von derzeit rund 70 Millionen Euro sind Aktien von IBM, Berkshire Hathaway (Investmentholding von Warren Buffett), Nestlé, Barrick Gold, Fiat Chrysler, Buenaventura Mining, Aggreko, Mutuionline, Google und Fuchs Petrolub (Stand: 30. Juni 2015). Bislang konnte der Fonds des Börsenstars Otte noch nicht überzeugen. Im laufenden Jahr rentiert er bislang mit -2,4 Prozent, in den vergangenen zwölf Monaten mit -13,2 Prozent. Der Ausgabeaufschlag liegt bei vier Prozent, die Gesamtkostenquote (TER) bei 1,9 Prozent.


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Fotos: IFVE

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