Insider: Wo sich das Folgen lohnt



INSIDERTRANSAKTIONEN | Vorstände und Aufsichtsräte gelten als gut informiert und besitzen einen Wissensvorsprung, den sich Anleger durch einen Blick auf die Insiderdeals zunutze machen können. Worauf es ankommt und wo es gerade Kaufsignale gibt…

aktien-insiderPeter Mosch, Mitglied im VW-Aufsichtsrat und Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Audi AG, hat sich getraut. Am 24. September, drei Tage nach dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals, kaufte er 166 VW-Vorzugsaktien zu 120,00 Euro für sein privates Depot (siehe auch K+S ist nicht VW). Das veröffentlichte die Aufsichtsbehörde Bafin wie üblich kurze Zeit später, in diesem Fall fünf Tage darauf. Aktuell notierte die Aktie übrigens bei 106,60 Euro. Kein Einzelfall, auch bei K+S, Evonik Industries, Hella, HeidelbergCement und anderen Aktien schlugen die Insider in den vergangenen Tagen ordentlich zu. Aber welche Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen?

Insider sind Vorstände, Aufsichtsräte, Führungskräfte oder deren Verwandte. Sie müssen ihre Käufe und Verkäufe der Bafin melden, sollten sie Aktien des eigenen Unternehmens handeln. Diese legalen Insiderdeals können für Privatanleger sehr hilfreich sein. Die Grundannahme: Die Insider sind am nächsten am Geschehen dran und deshalb auch am besten informiert. Notiert also eine Aktie ungerechtfertigt niedrig, greifen Insider als erstes zu. Privatanleger müssen diesen Gutinformierten, wenn auch sonst alle Fakten und Zukunftsaussichten passen, nur noch folgen.



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Doch ganz so einfach ist das Ganze natürlich nicht, wie das Beispiel von Peter Mosch und VW zeigt. Hätten jetzt auch Martin Winterkorn, der neue Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch oder der neue Vorstandschef Matthias Müller VW-Aktien gekauft sehe die Sache vielleicht anders aus. Das wäre allerdings auch nur dann überzeugend, wenn sie allesamt nurAktien gekauft hätten und das zu einem nicht unbeachtlichen Geldbetrag. Mosch investierte gerade einmal knapp 20.000 Euro seines Privatvermögens in VW.

Mittlerweile wissen viele der Manager um die Wirkung von Insidertransaktionen, auch Directors’ Dealings genannt (für Experten: in Deutschland Meldungen nach § 15a WpHG). Das kann dann natürlich auch dazu führen, dass Manager mit kleinen Summen versuchen, Kurskosmetik zu betreiben.

Es gibt aber noch mehr Fallen. So liefern etwa Verkäufe keine Signale für Privatanleger, weil diese völlig andere Gründe haben können. Da braucht vielleicht der Sohn, Geld für Studium, die Enkeltochter Unterstützung oder der Manager will vielleicht einfach nur das Risiko in seinem Depot breiter streuen. Genauso wenig Sinn machen aggregierte Insiderdaten, die teils sogar als Timing-Instrument herangezogen werden. Wenn ein Insider beispielsweise bei VW zuschlägt und ein anderer bei K+S, dann steht das in keinem größeren Zusammenhang. Nur in absoluten Ausnahmefällen und Krisenzeiten können aggregierte Daten ein Signal liefern – in diesem Fall dann tatsächlich ein Verkaufssignal.

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Natürlich sind auch die Insider nur Menschen. Menschen mit Emotionen, die in der Regel von ihrem Unternehmen überzeugt sind. Deshalb müssen Privatanleger auch noch darauf achten, nicht sprichwörtlich ins fallende Messer zu greifen. Also Aktie im Abwärtstrend zu kaufen. Stimmen jedoch die fundamentalen Kennzahlen, ist die Aktie also günstig bewertet, dann können Insiderkäufe ein stückweit garantieren, dass es viel niedriger mit dem Kurs der Aktie nicht mehr gehen kann.

Insiderdaten machen sich Anleger nicht nur bei Aktien zunutze, auch für die Rohstoffmärkte existieren solche Daten (siehe auch Kommt unser Gold heim?). So gibt beispielsweise die Commodity Futures Trading Commission (CFTC), als Regulierungsstelle der amerikanischen Rohstoffbörsen, Daten zu Handelspositionen meldepflichtiger Marktteilnehmer heraus. Bei diese CoT-Daten (Commitment of Traders) sind vor allem die der Insider spannend, der Commercials, also jenen Marktteilnehmern, die Rohstoffe produzieren und ihre Produktion absichern (Hedging). Diese sollten durch bessere Informationen den reinen Spekulanten natürlich voraus sein.

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Und dann ist da noch die pyschologische Komponente. Wer mit Insiderdaten arbeitet und bei stark gefallenen Aktien einsteigt, handelt antizyklisch, gegen die Masse und muss auch damit erst einmal klarkommen, bis sein Mut belohnt wird. Das ist nicht jedermanns Sache.

In den vergangenen sechs Monaten gab es allein 672 Käufe von Insidern, die der Aufsichtsbehörde Bafin gemeldet wurden. Dem stehen 295 Verkäufe gegenüber (ohne Optionsausübung, Zeichnung). Eine große Zahl von ausschließlich Käufen gab es im Dax bei BASF und Merck, durch Verpflichtungen zum Eigeninvestment bei Linde und dem Energieversorger RWE sowie bei E.On, die beide jedoch grundsätzliche Probleme – Stichwort Energiewende – zu bewältigen haben.


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Foto/Grafik: red (3); Stand der Charts: 9.10.2015

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