Die fünf größten Börsencrashs aller Zeiten und ihre Gründe

HANKES MEINUNG

HANKES MEINUNG | Der deutsche Leitindex auf Jahreshoch, nahe des Allzeithochs, der Dow-Jones-Index kennt kein Halten mehr – langsam greift überall die Euphorie um sich. Zwar spricht vieles dafür, dass die Kurse kurzfristig weiter steigen und Anleger sollten aktuell noch investiert bleiben, Aktien sind aber mittlerweile recht teuer. Insbesondere US-Aktien sind hoch bewertet. Deshalb gibt es heute von mir mal etwas Antizyklisches. Denn die Börse ist bekanntlich keine Einbahnstraße, auch wenn so mancher Anleger das derzeit offenbar nicht glauben mag. Irgendwann kommt der Crash. Die fünf größten Börsencrashs aller Zeiten und ihre Gründe.

Ulrich W. Hanke
Börsenstratege Ulrich W. Hanke

Den Anfang macht jetzt nicht die Tulpenmanie in den Niederlanden 1637, die vielleicht der ein oder andere durch den Film Wall Street 2 kennt. Nein, es geht mir um Aktien. Wie kam es zum Schwarzen Freitag 1929 (USA: Schwarzer Donnerstag)? Konnte man den Crash 1987, 1997, die Dotcom-Blase und die Finanzkrise kommen sehen?

1929: Die Konjunktur in den USA brummte (goldene Zwanziger), die Aktienkurse stiegen und stiegen. Das Shiller-KGV des S&P-500-Index, ein 10-Jahres-Durchschnitt des Kurs-Gewinn-Verhältnisses nach Nobelpreisträger Robert Shiller benannt, lag in der Spitze bei 32,5. Der langfristige Durchschnittswert beträgt nur 16,7. Aktien waren damals ähnlich teuer wie heute (aktuelles Shiller-KGV: 29,3). Nur zur Dotcom-Blase fiel die Kennzahl noch höher aus: Ende 1999 lag sie für die 500 größten US-Aktien im Schnitt bei 44,2. (Zum Vergleich: Im Dezember 1920 lag das Shiller-KGV dagegen auf einem Rekordtief von 4,8.)

Viele Anleger träumten 1929 davon, dauerhaft von den Kursgewinnen leben zu können und nicht mehr arbeiten gehen zu müssen. Dafür nahmen sie auch Kredite auf und kaufen Aktien auf Pump. Das sollten Anleger meiner Meinung aber nie machen, ist es doch viel zu gefährlich! Nach dem Crash 1929 waren viele Anleger denn auch ruiniert, einige begingen wohl sogar Selbstmord.

Der Crash in den USA deutete sich damals übrigens schon im Sommer durch sinkende Kurse in Europa ab. Auch der Absatz langlebiger Verbrauchsgüter wie etwa Möbel stockte, hatte die US-Wirtschaft die Produktion doch stark ausgeweitet. Der Crash gilt heute als Auslöser der Großen Depression und der Weltwirtschaftskrise.

1987: Der Crash im Oktober 1987 ist für mich eng mit Börsenstar Martin Zweig (1942 – 2013) verbunden. Denn Zweig prognostizierte den Zusammenbruch punktgenau. In einer Talkshow warnte er am Freitag vor dem Crash, der am darauffolgenden Montag Wirklichkeit wurde. Dem Börsenkrach sagt man nach, viele hätten ihn kommen sehen. Ich war damals zehn Jahre alt und hatte noch nichts mit der Börse zu tun. Ich behaupte aber, dass trifft insbesondere auch für die Finanzkrise 2007/2008 zu.

Zurück ins Jahr 1987: Der Dow fiel am Schwarzen Montag, dem 19. Oktober um 22,6 Prozent – der schlechteste Tag aller Zeiten. Der Dax verlor 9,4 Prozent (drittschlechtester Tag). Unter der Schuldenpolitik von US-Präsident Ronald Reagan hatte die Handelsbilanz der USA ein Rekorddefizit erreicht. Reagan bekam die Inflation nicht in den Griff, der US-Dollar schwächelte. US-Finanzminister James Baker forderte daraufhin die Deutsche Bundesbank zu einer Zinssenkung auf. Was den Stein ins Rollen brachte. Letztlich sorgten auch Computer erstmals für automatische Verkäufe in großem Umfang.

1997: Der Crash, der als Asien-Krise in die Geschichte einging, ist hierzulande wohl am wenigsten im Gedächtnis geblieben. Schnell erholten sich die Kurse danach auch wieder. Die Krise begann mit Währungsabwertungen in Thailand, Indonesien, Malaysia, Philippinen. Dann brach die Börse in Hongkong zusammen. Südostasien erholte sich danach nur langsam.

2000: Zu Zeiten des Neuen Markts wollte jeder Anleger Aktien von Start-up-Unternehmen zeichnen und am Boom teilhaben. Ich erinnere mich noch daran, dass mein Bruder sogar bei mehreren Banken ein Konto eröffnete, um beim jeweiligen Konsortialführer bessere Chancen zu haben, an Aktien zu kommen. Die meisten Unternehmen erzielten nicht einmal einen Gewinn. Doch die New Economy versprach grenzenloses Wachstum. Im März 2000 begann die Dotcom-Blase zu platzen.

Der Neue-Markt-Index Nemax verschwand 2003. Auf ihn folgte der TecDax. Wie auch 1929 und 1987 waren die Bewertungen im Jahr 2000 teils ins Absurde gestiegen. Generell sollten Anleger meiner Meinung nach spätestens ab einem KGV von 40 und/oder einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 4,0 lieber das Weite suchen.

2007/2008: Sie hieß erst Subprimekrise, dann Bankenkrise, Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Schuldenkrise, Eurokrise. Ihre Auswirkungen spüren wir noch heute. Seit 2001 hatte der niedrige Leitzins dazu geführt, dass immer mehr US-Bürger mit niedrigem Einkommen und oft auch geringer Bonität einen Kredit aufnahmen, um sich ihr Eigenheim zu finanzieren. Variable Zinssätze ließen Hypothekenkredite zu Pulverfässern werden. Denn ab 2004 stiegen die Zinsen wieder. Banken packten die Hypothekenkredite in neue Finanzprodukte, über deren Inhalt sie schnell den Überblick verloren. Die Banken misstrauten sich und liehen sich untereinander kein Geld mehr.

Mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 fand die Finanzkrise einen Höhepunkt. Es folgten Rettungspakete für die Banken und und und. Ab März 2009 ging es an der Börse aber wieder aufwärts. Ein langfristiger Aufwärtstrend der im Prinzip mit einigen Rücksetzern bis heute intakt ist.

Ihr Börsenstratege Ulrich W. Hanke

Mehr Kommentare und Informationen finden Sie unter:
www.boersianer.info – Hankes Börsenbrief – Anlegen wie die Börsenstars

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2 Kommentare

  1. Durch den niedrigen Leitzins haben viele Menschen einen Kredit aufgenommen, um das Geld zu investieren (Immobillien).

    Die Bonitätsprüfungen einzelner Personen/Firmen wird im Film „The big Short“ sehr gut dargestellt.

    Ich denke dass daraus auch Wirtschaftskrisen entstehen, wenn große Investitionen in einen Markt gesteckt werden, der im Grunde genommen keinen Wert hat.

  2. Alle Krisen wurden erzeugt von der FED. Vor jeder Krise erhöht die FED die Zinsen bis das Geld zu teuer wird für das Casino (Börse). Wie jetzt auch, ich behaupte das der nächste Crash vor oder kurz nach der Zinserhöhung auf 3% kommt. Sollte 2019 der Leitzins 2 mal erhöht werden, wird es noch in diesem Jahr sein.

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