Achtung: Bloß keine Modethemen!

HANKES MEINUNG

HANKES MEINUNG | Im Moment wird eine Sau durchs Dorf getrieben die Fintech heißt. Davor war es Demografie, morgen ist es vielleicht Wearable. Alles spannende Geschichten, aber keine die ins Depot gehören.

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Börsenstratege Ulrich W. Hanke
Ein Bekannter fragte mich neulich, ob ich ihm einen Demografie-Fonds empfehlen könnte, einen Aktienfonds, der auf den demografischen Wandel setzt. Da konnte ich von einem Gespräch mit einem Fondsmanager in London berichten. Ich stellte dem sehr erfolgreichen Vermögensverwalter eine einzige Frage. Nämlich wie hoch die Turn-Over-Ratio seines Fonds ist. Diese Kennzahl gibt an, wie oft der Fondsmanager sein gesamtes Depot austauscht. In dem speziellen Fall wechselte der Fondsmanager alle Positionen mindestens ein- bis zweimal pro Jahr komplett aus. Das hat nun rein gar nichts mit langfristigen Trends zu tun und somit auch nichts mit Demografie. Aber der Fonds lässt so natürlich viel besser verkaufen.

Jetzt ist das Thema Demografie fast schon aus der Mode. Immer häufiger höre ich dagegen aber Fintech oder auch Wearable – alles Tragbare. Zu Neudeutsch heißt das dann oft auch Event-driven. Das Schöne an diesen Modethemen sind sie selbst. Wie leicht ist es, Anleger von einem solchen Thema zu überzeugen. Dafür muss der Anleger eigentlich überhaupt keine Finanzkenntnisse besitzen. Ganz anders ist dies natürlich bei klassischen Anlagekonzepten – oder im Falle des besagten Demografie-Fonds mit seinem Manager als gutem Value-Investor und Stockpicker. Stock, was? Picker? Value?

Natürlich lassen sich mit Modethemen nicht nur Finanzprodukte wie Fonds oder Zertifikate besser verkaufen, das gilt auch für Zeitschriften und Bücher. So kamen beispielsweise zur Finanzkrise – als viele Menschen Angst um ihr Erspartes hatten – reihenweise Artikel und ganze Bücher auf den Markt, die vom Weltuntergang und Systemcrash sprachen. Heute interessiert sich dafür niemand mehr. Eine Titelstory zum Euro und der Rückkehr zur D-Mark lässt die Gemüter heute sicher völlig kalt und würde am Kiosk wohl liegenbleiben. So kann es auch Anlegern gehen, die auf eine Modeaktie oder ein Modeprodukt setzen. Was in Mode ist, ist nicht nur modern, sondern in der Regel auch recht teuer. Ist es aus der Mode, wird es zum Ladenhüter, Preisverfall inklusive.

Es ist also ratsam, um Modethemen einen großen Bogen zu machen. Ich muss da immer an den legendären Investor Peter Lynch denken. Lynch liebt Aktien, deren Namen langweilig, banal sind, aber auf keinen Fall modisch sowie deren Geschäftsfeld alles andere als sexy ist. Übrigens: Lynch ist auch überzeugt, dass Privatanleger einen Vorteil gegenüber Professionellen wie Fondsmanager haben. Sie kennen interessante Unternehmen und Start-Ups in ihrer Umgebung viel früher, als sie Analysten entdecken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg an der Börse und freue mich jederzeit über Feedback von Ihnen.

Ihr Ulrich W. Hanke
Börsenstratege und boersianer.info-Herausgeber

Foto: red

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