Ausblick: Ein gutes, neues Jahr für Anleger ?

AUSBLICK | Wenn es nach Alfred Roelli von Pictet und anderen Ökonomen geht, dann wird 2016 ein schwieriges, turbulentes, von Kursschwankungen geprägtes Jahr. Einige Prognosen fürs neue Jahr.

alfred-roelli-pictet-genf Wie wird das Jahr 2016? Viele Volkswirte und Anlagestrategen schauen Ende 2015 in die Kristallkugel und wagen eine Antwort auf diese Frage. Recht brauchbar und treffsicher ist dabei oft der Ausblick von Alfred Roelli, Sprecher der Finanzanalyse der Schweizer Privatbank Pictet aus Genf (für 2015 siehe boersianer.info-Ausgabe 4-5). Und Roelli ist sich ziemlich sicher: „2016 wird ein turbulentes und ungemütliches Jahr werden.“ Das erfordere mehr taktieren also sonst.

Grund dafür sind besonders viele Divergenzen, also auseinander strebende Entwicklungen. Während etwa die US-Notenbank Fed die Zinsen erhöht und wieder Normalität einziehen lassen will, betreiben andere Zentralbanken ihre expansive Geldpolitik weiter. Roelli rechnet damit, dass die Fed die Leitzinsen 2016 weiter erhöhen wird, auf dann 1,0 Prozent. Das Wirtschaftswachstum in den USA werde 2016 in etwa auf dem Vorjahresniveau, bei 2,5 Prozent liegen. Aber auch das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone werde mit 1,8 Prozent wachsen. Der Fachmann spricht von moderatem Wachstum. Früher waren mal vier Prozent in den USA üblich.



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Die Inflation werde im nächsten Jahr in der Eurozone bei 1,0 Prozent liegen, in den USA in den nächsten 18 Monaten bei 2,0 Prozent. „Der US-Dollar ist gegenüber allen anderen Währung überbewertet – außer dem Schweizer Franken“, sagt der Ökonom. Er geht davon aus, dass der Dollar zwei Drittel seiner Hausse hinter sich hat. Typischerweise dauern Bullenmärkte beim Dollar sechs bis sieben Jahre, ein bis zwei Jahre fehlen dazu noch.

Ganz so schwarz sieht Roelli auch nicht mehr für Rohstoffe. „Vielleicht kommt 2016 der Wendepunkt.“ Aktuell rechnet der Ökonom noch mit einem sinkenden Wachstum in den Schwellenländern. Mit diesem gehen oft sinkende Rohstoffpreise einher. Die Korrelation zwischen Emerging Markets und Rohstoffen liegt bei 80 bis 90 Prozent. „Aus strategischer Sicht ist es für Anlagen in Schwellenländer-Aktien noch zu früh“, sagt Roelli. Schwellenländer-Anleihen in Hartwährung gehören dagegen zu den bevorzugten Anlagekategorien, wenn es nach dem Sprecher der Finanzanalyse bei Pictet geht. Ebenso ins Portfolio gehören demnach Aktien von Industrieländern (mit Präferenz für europäische Value-Aktien), Wachstumsaktien sowie bei größeren Vermögen Private Equity.

Ein ausgewogenes Portfolio teilt sich laut Pictet aktuell wie folgt auf: 45 Prozent Aktien, 27,6 Prozent Festverzinsliche (vor allem Investment Grade Unternehmensanleihen und 10-jährige US Treasuries), 14,8 Prozent alternative Anlagen (hauptsächlich Hedgefonds) sowie 11 Prozent Liquidität. Anleger müssen sich 2016 auf Rückschläge einstellen. Das Risiko ist gestiegen. Ging Roelli zuletzt für 2015 noch von Schwankungen von 10 bis 15 Prozent aus, sollen 2016 nun 15 bis 20 Prozent möglich sein. „Es gibt aber sehr wahrscheinlich keinen langfristigen, beginnenden Bärenmarkt“, versichert der Anlagestratege, „zweistellige Kursrücksetzer sollten Anleger deshalb zum Einstieg nutzen.“ So schlecht sollte 2016 also auch nicht werden.

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Zur boersianer.info-Ausgabe #46 geht’s hier:
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Foto: Pictet; Grafik: Pictet/red

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