„Anlegen wie die Stars“

INTERVIEW

MEDIEN | Ein Interview mit Ulrich W. Hanke aus der Zeitschrift „Der Aktionär“, Ausgabe 29/2016. 

„Anlegen wie die Stars“ 

Börsenstratege Ulrich W. Hanke fasst in seinem viel beachteten Börsenratgeber die Erfolgsrezepte der besten Anleger der Welt zusammen. 

der-aktionaer-29-2016-700px DER AKTIONÄR: Herr Hanke, es gibt etliche Bücher über große Investoren wie Warren Buffett. Was ist das Besondere an Ihrem Werk? 
ULRICH W. HANKE: Ich wollte ein Buch schreiben, das die Erfolgsrezepte der größten Anleger aller Zeiten – Kriterium für Kriterium, Kennzahl für Kennzahl – zusammenfasst, und zwar prägnant und mit sehr viel Mehrwert für den Leser. In „Börsenstars“ habe ich eine Kategorisierung vorgenommen, die es jedem Leser ermöglicht, sich selbst einzuschätzen: Bin ich Anfänger? Bin ich substanzorientiert? Möchte ich mein Geld sehr langfristig anlegen? Und ganz wichtig: Wie viel Zeit möchte ich in der Woche für meine Geldanlage investieren? So kann jeder die für sich beste Strategie finden.

Über Buffett schreiben Sie gerade mal 16 Seiten. 
Das reicht auch, wenn man sich auf das Wesentliche für den Börsenerfolg konzentriert. Das gilt nicht nur für Buffett, sondern für alle Stars, über die ich schreibe.

Welcher der Stars hat auf Sie besonderen Eindruck gemacht?
Michael O’Higgins fand ich sehr interessant. Er ist der Erfinder der Strategie „Dogs of the Dow“ und hierzulande recht unbekannt. „Dog“ bezeichnet in der amerikanischen Umgangssprache eine minderwertige Sache. Übertragen auf die Börse bedeutet dies eine Aktie mit einer schwachen Performance. O’Higgins hat herausgefunden, dass jene Verliereraktien im darauffolgenden Jahr oft die Gewinner sind. Dass die Strategie sehr gut beim Dow Jones, aber nicht so gut beim Dax funktioniert, ist eine Erkenntnis aus meinem Buch.

Standen Sie mit O’Higgins direkt in Kontakt?
Ja. Ich habe ihm an einem Freitagabend eine E-Mail geschrieben und er hat postwendend geantwortet. Er hat mir auch persönliche Sachen erzählt, etwa dass er auf 13 verschiedenen Schulen war und ein Vagabundenleben geführt hat. Ein bisschen Vagabund ist er immer noch, denn einmal im Jahr gönnt er sich eine Weltreise.

Wie O’Higgins dürften auch die Namen Martin Zweig und Anthony Gallea nur wenigen Börsianern etwas sagen. Wer sind die Strategen?
Zweig erlangte Berühmtheit, weil er den 1987er-Crash in einer Fernsehsendung vorausgesagt hat, und zwar punktgenau. Zudem behielt er recht mit seiner Aussage, dass es nur kurz nach unten geht. Von da an war Zweig ein Superstar in den USA. Anthony Gallea ist bekannt geworden für seine Insiderstrategie. Dabei kauft der Anleger Blue Chips, bei denen es auffällig viele Insiderkäufe gegeben hat. Ich habe diese Strategie ein paar Wochen nach der Finanzkrise 2008 mit ein paar deutschen Standardwerten ausprobiert – als kaum jemand an Aktienkäufe dachte. Nach einem Jahr stand im Schnitt ein Plus von 52,9 Prozent zu Buche, nach zwei Jahren waren es durchschnittlich 124,5 Prozent. Aber das soll jetzt nicht heißen, dass die Leser eine Strategie aus dem Buch blind kopieren sollen.

Warum nicht?
Erstens funktioniert nicht jede Strategie zu jeder Zeit. Value etwa lief 2015 überhaupt nicht. Zweitens ist nicht jede Strategie von jedem Privatanleger eins zu eins umzusetzen, weil nicht jeder die Zeit dafür hat oder der Typ dafür ist. Deswegen mein Rat an die Leser: Suchen Sie sich aus meinem Buch die Strategie heraus, die zu Ihnen passt und für Sie praktikabel ist. Es ist ja nicht jeder wie Peter Lynch, der besessen von der Börse war, rund um die Uhr gearbeitet hat und bis zu 1.400 Positionen im Depot hatte.

Wie viel Zeit muss ein Privatanleger mitbringen, um an der Börse erfolgreich zu sein? 
Mit fünf Minuten in der Woche ist es nicht getan. Ein paar Stunden sollten es schon sein. Auch bei seiner persönlichen Einschätzung sollte man sich wirklich Zeit lassen und ehrlich sein mit sich, wenn man Fragen wie diese beantwortet: Bin ich ein Zahlenmensch oder kann ich mit Statistiken überhaupt nichts anfangen? Mag ich lieber Value- oder doch lieber Wachstumsaktien? Wer kaum Zeit hat und es so einfach haben möchte wie möglich, der setzt am besten primär auf O’Higgins’ oder Greenblatts Strategie.

Die Strategen in Ihrem Buch sind allesamt an der Börse reich geworden. Kann das Otto Normalanleger schaffen? 
Natürlich, wenn er Geduld hat, langfristig investiert und zum weit überwiegenden Teil auf Aktien setzt. Aktien waren, sind und bleiben alternativlos, sie bieten einfach die höchsten Renditen, nicht nur zu Zeiten von Minizinsen.

Die Börsenstars schlagen langfristig den Markt. Vielen Fondsmanagern gelingt das nicht. Kann ein Privatanleger wirklich besser sein als ein professioneller Fondsmanager? 
Fondsmanager haben das Pech, dass sie immer bis zu einem gewissen Maß investiert sein müssen, auch wenn der Markt crasht. Privatanleger können alle Positionen verkaufen und komplett in Cash gehen. Außerdem bleiben Fondsmanager häufig nah an der Benchmark, weil sie das Risiko scheuen. Der Schuss geht aber oft nach hinten los.

Herr Hanke, Sie selbst sind seit Jahren begeisterter Börsianer. Wie schätzen Sie den Markt derzeit ein? 
Der ganzen Störfeuer wie Brexit oder schwächeres Wachstum in China zum Trotz: Es gibt keinen Grund, pessimistisch zu sein. Schauen Sie sich an, welche Krisen es in den vergangenen Jahren gab und schauen Sie, wo der Dax heute steht: zehnmal so hoch wie zu seinem Start 1988.

Welche Aktien würden Sie jetzt kaufen? 
Aus dem Dax kann man mit Deutsche Post, Vonovia, Fresenius, BASF, Siemens und Merck nicht viel falsch machen. Alles grundsolide Titel mit einem starken Geschäftsmodell, günstig bewertet und mit einem gewissen Momentum. Sie werden sich in den nächsten zwölf Monaten ziemlich wahrscheinlich besser entwickeln als der Index.

Vielen Dank für das Interview.

Interview: Andreas Deutsch, Der Aktionär

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