Ulrich Gerhard: »Kurz laufende Hochzins-Anleihen sind zurzeit günstig positioniert«

GASTKOMMENTAR

GASTKOMMENTAR | Die Aussichten für Hochzinsanleihen (High Yield) sind derzeit im Wesentlichen positiv, so Ulrich Gerhard, Senior Portfolio Manager im Anleihenteam von Insight Investment, einer Boutique von BNY Mellon Investment Management. Die Ausfallraten liegen nach wie vor auf niedrigem Niveau, und die Wirtschaftsdaten seien ermutigend. Doch der US-Markt tendiere in eine andere Richtung als die europäischen Börsenplätze. Anstelle einer allgemeinen Ausrichtung auf diese Anlageklasse könnte für Anleger ein zielgerichteter Investmentansatz sinnvoll sein.

Von Ulrich Gerhard, Insight Investment

In den USA hat die Unsicherheit über mögliche Zinsanhebungen dazu geführt, dass Unternehmen in zunehmendem Maße Anleihen refinanzieren und emittieren. Das schwächt die Sekundärmärkte. Infolge dessen sind die Zuwächse, die dieser Markt seit Jahresbeginn vorgelegt hat, teilweise wieder aufgezehrt worden. Darüber hinaus flossen erhebliche Mittel in den Kreditmarkt, weil Kredite üblicherweise variabel verzinst werden und deshalb nicht durch steigende Zinsen in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese Trends haben High-Yield-Investoren zuletzt einige Anlagechancen eröffnet – und das nach einer Phase, in der es schwer war, vernünftig bewertete Investments zu identifizieren.

USA: Zweifel an Donald Trumps Wahlversprechen
Auf längere Sicht hat das Zurückrudern bei den geplanten Änderungen im US-Gesundheitsrecht aus der vergangenen Woche bei US-Hochzinsanleihen aber für Verunsicherung gesorgt. Dadurch ist nämlich die Frage aufgeworfen worden, ob US-Präsident Trump in der Lage sei, seine übrigen politischen Pläne wirklich umzusetzen. Nach seinem Wahlsieg im vergangenen Jahr hatten die Märkte für Hochzinsanleihen kräftig zugelegt. Ein Grund dafür war sein Versprechen, die Infrastruktur-Ausgaben zu erhöhen. Die Zweifel, ob er solche Versprechen letztendlich auch halten kann, haben deshalb am Markt Wertschwankungen ausgelöst.

Europa: Angebot und Nachfrage ausgewogen
In Europa wird das Umfeld derzeit von anderen Faktoren bestimmt. So herrscht zwar auch hier Unsicherheit über den Ausgang der anstehenden Wahlen, jedoch kauft die Europäische Zentralbank auch weiterhin Unternehmensanleihen auf. Dadurch haben die Anleger gewissermaßen kaum eine andere Wahl, als in Hochzinsanleihen zu investieren, um sich deren Ertragspotenzial zu sichern. Aus diesem Grund scheint das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in Europa momentan recht ausgewogen zu sein. Zwar hat sich der europäische Markt zuletzt besser entwickelt als sein US-Pendant, allerdings ist er deshalb mittlerweile auch weniger attraktiv bewertet.

Zielgerichteter Investmentansatz
Vor diesem Hintergrund ist es nach wie vor sinnvoll, sich auf kurz laufende Hochzinsanleihen (Short-dated High Yield) zu konzentrieren. Diese Papiere sind günstig positioniert, um Wertschwankungen infolge von Unsicherheit abzufedern, und weisen gleichzeitig ein niedriges Zinsrisiko auf. Außerdem profitieren diese Papiere von gut kalkulierbaren Cashflows, wodurch die Rückzahlungswahrscheinlichkeit steigt.

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