Steven Andrew: »Aufgrund der mit dem Brexit verbundenen Angst erhebliche Nachlässe«

GASTKOMMENTAR

GASTKOMMENTAR | Theresa May hat den formellen Austrittsantrag bei der EU gestellt, die Verhandlungen über den Brexit können beginnen. Ab dem 29. März 2019 wird Großbritannien voraussichtlich nicht mehr der EU angehören. Wie reagieren die Märkte auf diesen Schritt und worauf sollten Anleger achten? Dazu ein kurzer Kommentar von Steven Andrew, Fondsmanager des M&G Income Allocation Fund.

Von Steven Andrew, M&G

Als Anleger müssen wir uns auf zwei Dinge konzentrieren: Ändert sich der zugrunde liegende Wert meiner Investments und, was wichtig ist, wie viel weiß ich überhaupt? Auch in Bezug auf den Brexit können wir nicht vorhersagen, wie sich die Preise bewegen werden.

Seit dem Referendum im vergangenen Juni hat sich tatsächlich sogar wenig geändert. Vor der Abstimmung machten düstere Zukunftsprognosen die Runde. Die Rede war von Rezession alleine aufgrund der Unsicherheit, die mit dem beispiellosen Schritt Großbritanniens einher geht. Die Daten zeigen aber, dass sich dieses Szenario nicht verwirklicht hat. Der Arbeitsmarkt wächst, die Zahl der Arbeitslosen ist nahe ihres 40-jährigen Tiefpunktes und das durchschnittliche Ertragswachstum der privaten Haushalte ist in der zweiten Jahreshälfte sogar gestiegen.

Lediglich bei den Preisen von Vermögenswerten haben wir eine Reaktion gesehen. Unternehmen mit einer Ausrichtung auf Großbritannien wurden abgestraft. Darauf sollten wir uns konzentrieren. Britische Unternehmen haben heutzutage einen großen inländischen Markt und ihre Aktienkurse handeln aufgrund der mit Brexit verbundenen Angst immer noch mit erheblichen Nachlässen. Hier bieten sich uns deshalb Anlagegelegenheiten.

Darüber hinaus sind wir weniger auf spezifische Aussichten fixiert und konzentrieren uns stattdessen auf das, was die Märkte im Augenblick glauben, sowie auf die Risiken und möglichen Überraschungen. Aus meiner Sicht kommt den Löhnen hier eine entscheidende Rolle zu. Die Zentralbanken haben bereits angekündigt, schnell wachsende Löhne mit Zinserhöhungen zu kontern. Das sollte für die Erwartungen der Menschen ein Schock sein. Jeder geht im Moment von einem langsamen und stetigen Lohnwachstum aus. Ein schnelles Lohnwachstum ist momentan nicht eingepreist. Daher würde ich sagen, dass hier der Schlüsselfaktor für potenzielle Schwachstellen liegt. Beobachten Sie die Löhne, dann wissen Sie, wo die Zinsen hingehen.

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