Ian Spreadbury: »Theresa May wird eine genügend breite Mehrheit erringen«

GASTKOMMENTAR

GASTKOMMENTAR | Großbritanniens Premierministerin Theresa May hat überraschend Neuwahlen für den 8. Juni angekündigt. Ein Gastkommentar dazu von Ian Spreadbury, Rentenfondsmanager bei Fidelity International.

Von Ian Spreadbury, Fidelity International

Eigentlich würden die nächsten Parlamentswahlen in Großbritannien erst 2020 stattfinden. Allerdings bestand immer die Möglichkeit, dass Premierministerin Theresa May vorgezogene Neuwahlen ausrufen würde. Der Zeitpunkt hat die Börsen jedoch überrascht. Die Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) zogen an und das Pfund gewann an Wert, nachdem der Markt zunächst schwächer eröffnet hatte.

Wir gehen gegenwärtig davon aus, dass Theresa May eine genügend breite Mehrheit erringen wird, um sich eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber den EU-Staaten zu verschaffen. In dem sehr unwahrscheinlichen Fall, dass May die Mehrheit verfehlt, verlöre sie vermutlich ihr Amt als Parteivorsitzende, und die britische Währung würde wohl sofort unter Druck geraten. Eine Flucht in Qualität auf breiter Front würde zu einem Rückgang der Gilt-Anleiherenditen führen – wie schon nach dem Referendum im vergangenen Jahr. Kurzfristige Unsicherheit sollte indessen dafür sorgen, dass die Bewegungen bei den Renditen relativ begrenzt bleiben.

Die Bank of England hat ihre jüngsten Staatsanleihekäufe und zum größten Teil auch das Programm zum Ankauf von Unternehmensanleihen abgeschlossen. Wir gehen trotzdem davon aus, dass sie die Marktbedingungen auch künftig nicht ignorieren und in dieser Phase an einer expansiven Politik festhalten wird. Ein mögliches Anwachsen der Renditeaufschläge bei Unternehmensanleihen würde dadurch gedämpft.

Auch in der Positionierung der Marktteilnehmer spiegeln sich die erhöhten Risikoaufschläge für die globalen politischen Gefahren wider. Wir werden uns an den Kreditmärkten weiterhin vorsichtig verhalten und in erster Linie auf Papiere setzen, von deren Qualität wir besonders überzeugt sind, sowie auf weniger zyklische und Schuldverschreibungen.

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