Ariel Bezalel: »Mind the Trump gap«

GASTKOMMENTAR

GASTKOMMENTAR | Anleger sollten sich bewusst machen, dass in risikobehafteten Vermögenswerten eine zu große Hoffnung eingepreist ist, so Ariel Bezalel, Head of Strategy, Fixed Income und Manager des Jupiter Dynamic Bond SICAV.

Von Ariel Bezalel, Jupiter Asset Management

Nach den jüngsten positiven Wirtschaftsdaten, wenn auch überwiegend im Zusammenhang mit weichen Indikatoren wie den Umfragen zum Verbrauchervertrauen, sowie der Fortsetzung von Donald Trumps reflationärem Handelsprogramm könnte es den Anschein haben, dass sich die USA auf einem unaufhaltsamen Wachstumspfad befinden. Mein Team und ich sind jedoch der Meinung, dass es wichtig ist, sich bewusst zu bleiben, dass in risikobehafteten Vermögenswerten eine zu große Hoffnung eingepreist ist.

Wie erwartet erhöhte die US-Notenbank am 15. März die Leitzinsen um 0,25 Prozent auf ein Niveau von 0,75 bis 1 Prozent. Die Stellungnahme der Fed fiel jedoch gemäßigter aus als von den Märkten erwartet. Somit verringerte sich auch die Anzahl der für dieses Jahr erwarteten weiteren Zinsanhebungen von drei auf zwei. Das könnte unserer Ansicht nach daran liegen, dass die geplanten Maßnahmen von US-Präsident Trump unklar sind.

Wir bleiben im Hinblick auf den „Trump gap“, wie ich es nenne, vorsichtig. Damit meine ich den Spielraum für Enttäuschungen zwischen jetzt und dem Zeitpunkt, an dem Trump seine Politik umsetzen wird. Erstens glauben wir, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass sein billionenschwerer Infrastruktur-Ausgabenplan erfolgreich durch den Kongress kommen wird, ohne verwässert zu werden. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass seine Steuerreform auf nächstes Jahr vertagt wird.

Darüber hinaus haben wir bemerkt, dass sich die Kreditstandards bei Banken in den USA anscheinend verschärfen. Das hat ein langsameres Kreditwachstum zur Folge, was ein weiteres potenzielles Risiko für die Wachstumsaussichten darstellt.

Daher werden US-Staatsanleihen unseres Erachtens wieder attraktiver. Da die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen nach ihrem Tief von 1,3 Prozent im Juli 2016 im Februar dieses Jahres bei 2,5 Prozent und die Rendite von 30-jährigen Anleihen laut Bloomberg bei etwa drei Prozent lag, gehen wir davon aus, dass die Bewertungen bereits erhebliche gesamtwirtschaftliche Verbesserungen einpreisen und sie die Möglichkeit, dass die Trump-Regierung bei der Umsetzung der Reformen scheitert, nicht berücksichtigen.

Auf globaler Ebene ist die politische Unsicherheit so hoch wie noch nie und ein taktischer Investmentansatz bei Anleihen wird dieses Jahr maßgeblich sein. Unser Ansatz war schon immer dynamisch und flexibel und wir passen uns an sich verändernde Umstände an. Vor diesem Hintergrund haben wir vor kurzem die Duration unserer Portfolios von knapp über einem Jahr auf ungefähr 3,2 Jahre erhöht. In diesem Zuge verstärkten wir die Ausrichtung der Fonds auf 10-jährige und 30-jährige US-Staatsanleihen und erhöhten die Duration unseres Engagements in australischen Staatsanleihen. Auf diese Weise halten wir die Gesamtduration nach wie vor relativ niedrig, während wir dennoch dem möglichen Spielraum für Enttäuschungen in den USA Rechnung tragen.

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